Hunderasse: Was ist das und wieso sollten man den Begriff heute nicht mehr verwenden?

Hunderasse: Was ist das und wieso sollten man den Begriff heute nicht mehr verwenden?

Hunderasse - was damit gemeint ist und warum dieser Begriff nicht mehr zeitgemäß ist, erklären wir dir in diesem Artikel

Hunderasse ist ein Begriff der heutzutage nicht mehr unbedingt das widerspiegelt was die Hundezucht braucht um wieder hin zu gesunden und langlebeigen Hunden zu kommen. Warum das so ist und wieso wir auf Honstdog nach und nach den Begriff Hunderasse durch Hundetyp ersetzen werden, erklären wir dir in diesem Artikel.

Hunderasse: Was ist das?

Die Einteilung in Hunderassen ist sehr komplex und kann verwirrend sein. Denn was genau eine Rasse ist, ist nicht wirklich definiert. Der Begriff Rasse wird in der Tierzucht verwendet und man meint damit meist eine Gruppe von Tieren einer Art, deren Nachkommen über mehrere Generationen sehr ähnlich zu den Eltern sind. In der Hundezucht ging das so weit, dass die Zuchtbücher geschlossen wurden. Zuchtbücher sind die Unterlagen, in denen alle Individuen einer Rasse stehen, deren Besitzer dem jeweiligen Verein angehören. Geschlossen bedeutet hier, dass nur die Individuen in diesem Zuchtbuch miteinander verpaart werden dürfen.

Es gibt mittlerweile sehr viele Zuchtvereine und einige sind in so genannten Dachverbänden organisiert, von regional bis international tätig ist alles vertreten. Diese privaten Vereine geben nicht nur die Regeln vor, unter denen gezüchtet werden darf, sie entscheiden auch welche Hundegruppe als Rasse von ihnen anerkannt wird und welche nicht.

Um dieses Durcheinander perfekt zu machen, gibt es seit einiger Zeit die so genannten Designer- oder Hybridrassen. Hierbei handelt es sich genau genommen um Mischlinge, die Eltern aus zwei verschiedenen Rassen stammen. Ein Beispiel ist der Labradoodle aus Labrador und Pudel. Hier sollen die guten Eigenschaften beider Eltern kombiniert werden. Ob das wirklich so funktioniert und wieso viele meinen das wäre keine Zucht, sondern eine so genannte Vermehrung von Hunden, erklären wir später.

Rassehundezucht: Was ist schiefgelaufen?

Es wurde immer mehr Augenmerk auf das Aussehen gelegt und der so genannte Formwert (dieser beschreibt wie ähnlich ein Hund dem von diesem Verein festgelegten, idealen Rasseaussehen ist) rückte auf Ausstellungen in den Vordergrund. (Für einige Rassen gilt auch heute noch die eine oder andere Arbeitsprüfung als Voraussetzung zur Zucht – je nach Verband.) Eine Zucht auf Aussehen, mit einer begrenzten Zahl an Individuen hat der genetischen Gesundheit der heutigen Hunderassen nicht gutgetan. Wir erinnern uns an die geschlossenen Zuchtbücher, denn genau genommen bedeutet das, dass ein Labrador aus dem Verein X nicht mit einem Labrador aus dem Verein Y gekreuzt werden darf. In einigen Vereinen darf man das unter sehr strengen Regeln und Auflagen, inkl. Auflagen für die Nachkommen. Allerdings ist das ein sehr komplexer und langwieriger Prozess, den nicht jeder Züchter bereit ist zu gehen.

In diesem nun bereits begrenzen Genpool wurden zudem auch noch populäre und schöne Rüden übermäßig viel in der Zucht eingesetzt und somit der Genpool weiter verkleinert. Auch wurde so manche Erbkrankheit überdurchschnittlich verbreitet.

Das Ergebnis ist, dass wir Hunderassen mit vielen Erbkrankheiten haben (je nach Rasse kann die Anzahl der Erkrankungen und die Häufigkeit in der Rasse variieren) und die so eng miteinander verwandt sind, dass fast jede Verpaarung in vielen Rassen einer Geschwisterverpaarung gleichkommt. Das zu enge verwandtschaftliche Verpaarungen nicht gut sind, sollten wir Menschen aus eigener Erfahrung wissen (Pharaonen, europäische Königshäuser).

Brauchen wir Rassen überhaupt?

Auch heute noch gibt es Hunde mit Jobs, z.B. Polizeihunde, Hütehunde, Jagdhunde und Therapiehunde. Für diese, aber auch für Familienhunde ist es wichtig, die Eigenschaften des Hundes, den man dafür auswählt, gut abschätzen zu können. Daher ist es von Vorteil unterschiedliche Varianten von Hunden mit vorhersagbaren Verhaltenstendenzen zu haben. Allerdings führt die Rassehundezucht so wie wir sie die letzten 100 – 150 Jahre betrieben haben in eine Sackgasse mit immer mehr kranken, kurzlebigen und auch verhaltensauffälligen Hunden. Daher sollten wir von unserer Vorstellung von Reinrassigkeit und sinnbildlich von dem Begriff Rasse und alles was damit verbunden ist Abstand nehmen.

Sind Hybrid- oder Designerrassen die Zukunft?

Eine Designerhund besteht, wie oben beschrieben aus zwei (oder mehr) Rassen. Dabei möchte man die besten Eigenschaften aus den beteiligten Rassen bekommen. Dies kann funktionieren, muss es aber nicht. In den meisten Fällen sehen sich die Nachkommen in der ersten Generation sehr ähnlich. Würde man diese nun weiter miteinander verpaaren (natürlich von unterschiedlichen Eltern!), kann es sein, dass die Hunde plötzlich sehr unterschiedlich aussehen. Dem liegen einfache genetische Gesetze zugrunde. Natürlich kann man auch hier wieder durch eine Zuchtauswahl und leider am einfachsten durch Inzucht ein einheitliches Aussehen herstellen und damit eine eigene Rasse begründen, wie es teilweise auch schon getan wird. Aber damit wären wir wieder am Anfang.

Die meisten Züchter von solchen Hunden züchten allerdings nur immer die ersten Genration, also z.B. immer Labradoodlewelpen, indem sie einem Labrador und einem Pudel verpaaren. Somit können sie aber nicht zur Verbesserung der Hunde und der Genetik beitragen, da sie nicht über mehrere Generationen hinweg planen. Somit werden sie von vielen nicht als Züchter, sondern Hundevermehrer bezeichnet.

Die Mischung von Rassen, kann viele Vorteile in der Zucht haben, aber wenn man zwei eh schon sehr belastete Hunderassen nimmt, wie die Französische Bulldogge und den Mops, bekommt man keinen gesunden Hund, sondern meist einen der die genetischen Krankheiten beider Rassen vereint.

Zudem, egal was man alles schlechtes über Zuchtvereine sagen kann, die meisten kontrollieren zumindest grundlegend ihre Züchter und verlangen den einen oder andern Gesundheitstest (auch wenn es in den allermeisten Fällen mehr sein müssten). So gut wie kein Zuchtverein lässt diese in ihren Augen „Mischlingszüchter“ zu. Damit unterliegen viele dieser Züchter keinerlei Reglungen und Kontrollen, außer den eigenen.

Neue Rassen und deren Anerkennung

Immer mehr in Mode kommen nun kleine Zuchtverbände, die sich einer Rasse widmen, die sie sozusagen erfinden. Der Elo ist ein Beispiel hierfür. Das Zuchtziel beim Elo ist es einen familientauglichen, gesunden Hund zu züchten. Der Name Elo ist dabei beim Patent- und Markenamt geschützt.

Auch hier ist natürlich nicht alles Gold was glänzt. Welche Elterntiere und Ausgangsrassen werden gewählt, wie groß ist die Zuchtbasis, welche Gesundheitstest werden gemacht und was wird von der Zucht ausgeschlossen?

Die großen Zuchtverbände erkennen diese neuen Rassen genauso wenig an, wie Designerhunde oder andere Mischlinge.

Gibt es gute Wege aus dieser Sackgasse?

Es gibt unterschiedliche Vorschläge und Ansätze von Experten und Wissenschaftlern. Alle diese stoßen noch auf viel Gegenwehr der großen Rassehundevereine, die sich lieber die Situation noch eine Weile ansehen wollen, bevor sie handeln.

Eine gute Möglichkeit wäre, wenn wir den Begriff reinrassig und die damit einhergehende Bedeutung und Zuchteinschränkung über Bord werfen und zurück zu dem kommen was als Landrasse oder unter dem Begriff Schläge früher mal bekannt war. Hunde, die optisch nicht unbedingt einheitlich, die aber gesund und für die Arbeit, die sie machen sollten, geeignet waren. Da durfte sich auch mal der Streuner von nebenan einkreuzen für mehr genetische Vielfalt. Das würde bedeuten, dass die teilweise sehr guten Versuche aus dem Mops wieder einen gesunden Hund mit Nase zu machen, indem man andere Rassen einkreuzt, nicht vereinzelt und außerhalb der großen Verbände geschehen muss, sondern mit ihnen zusammen, koordiniert, für ein bestmögliches Ergebnis mit einer großen Zuchtbasis und vielen Züchtern.

Immer mehr Erbkrankheiten können getestet werden, daher sollte dies auch gemacht werden. Inwieweit man dann Hunde bei welcher Krankheit oder welchen geneitischen Merkmalen ausschließt ist umstritten und sicherlich noch lange nicht abschließend geklärt. Allerdings fehlt es in den meisten Fällen erstmal immer noch an der Verpflichtung auf ALLE! möglichen Erkrankungen der jeweiligen Rassen erstmal überhaupt zu testen, die auch testbar sind (das ist nicht viel teurer als einzelne Tests und eine Probe ist ausreichend).

Verabschiedung vom Begriff Rasse

Aus den oben genannten Gründen und um im Kopf der Menschen diesen Unterschied deutlich zu machen, verabschiedet sich HonestDog zunehmend vom Begriff Rasse und ersetzt ihn durch den Begriff Typ. Ganz im Sinne des Alaskan Huskys. Ein Hundetyp mit einer gewissen Varianz, der für die Arbeit (Schlitten ziehen) gemacht ist und der nach Eignung und Gesundheit ausgesucht wird. Züchterisch darf für dieses Ziel, den Hund für die Arbeit zu verbessern gerne gemischt werden.

Fazit

Eine Zucht von Hundetypen, für bestimmte Zwecke, mit guter Gesundheit und den gewünschten Eigenschaften im Vordergrund, dem Aussehen als letztes Kriterium, mit genetischer Vielfalt und der ausdrücklichen Erlaubnis der Einkreuzung von anderen Typen: das könnte eine mögliche Zukunft sein, damit wir unser Leben weiterhin mit Hunden teilen können, ohne diesen so viel Leid anzutun wie das leider zu einem großen Teil heute passiert.

Wenn du erfahren möchtest, wie viele Hunderassen es gibt, kannst du diesen Artikel lesen.

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